29. Juni 2008:
Père Pedro Opeka wird 60
Von Vinzenz Spaniol, Fürth/Odw,
Forum Madagaskar, 27. Juni 2008 - Wer auf der vor der afrikanischen Ostküste gelegenen Insel Madagaskar durch die Hauptstadt Antananarivo fährt, dem können die vielen schmucken Reihenhaussiedlungen an und auf den Hügeln am Rande der Millionenstadt nicht entgehen. „Akamasoa“ (Gute Freunde), das Lebenswerk von Pedro Opeka, einem charismatischen argentinischen Missionar, der in einem der ärmsten Ländern der Welt neue Maßstäbe für die Bekämpfung der Armut, des Hungers und der Obdachlosigkeit setzt und der die vergessenen Menschen, die auf der Müllhalde mehr dahin vegetieren als leben, unermüdlich ermutigt sich ihrer Würde bewusst zu werden und ihnen wieder Hoffnung gibt.
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Fotos: Vinzenz Spaniol 2008 |
Geboren wurde Pedro Opeka am 29. Juni 1948 in Buenos Aires, als Sohn slowenischer Einwanderer, absolvierte bei seinem Vater die Maurerlehre, trat als 15 jähriger ins Priesterseminar der Lazaristen ein und wurde 1975 zum Priester geweiht.
Schon bei seiner ersten Stelle als Missionar in Vangaindrano, im Südosten Madagaskars, lebte er mitten unter den einheimischen Menschen, wohnte wie sie, aß mit Ihnen, arbeitete mit ihnen auf den Reisfeldern, teilte mit ihnen die Armut und den Hunger, beteiligte sich aktiv am örtlichen Geschehen und stärkte das Selbstbewusstsein der Dorfgemeinschaft auch und gerade gegenüber den untätigen Behörden in der Ära der Korruption und Vetternwirtschaft des damaligen Präsidenten Ratsiraka.
1989 wurde Pater Pedro Leiter des Priesterseminars in Tana, wie die Madagassen ihre Hauptstadt nennen. Dort wurde er konfrontiert mit dem Leid und der Hoffnungslosigkeit der Ärmsten in den Elendsvierteln und auf der Müllkippe. Tausende Menschen hausen in Höhlen, die sie in den aufgehäuften Müll graben, bringen dort ihre Kinder zur Welt und ernähren sich von dem, was sie im Müll ergattern und irgendwie zu Geld machen können um damit Reis zum Überleben zu kaufen.
Tausende wühlen im Abfall nach Verwertbarem
Pater Pedro wusste, dass hier für ihn seine Bestimmung war, an diesen Ort wurde er von Gott "berufen". In diesen Menschen weckte er einen Enthusiasmus, sich selbst helfen zu können, der wohl seinesgleichen in der Welt sucht. " ... wir mussten auch mit den Hoffnungslosen rechnen, mit den Verlorenen, mit denjenigen, die am Ende ihrer Kräfte waren und auch mit den Drogenabhängigen, den Alkoholikern, den Wahnsinnigen!", schreibt er in seinem Buch "Kämpfer der Hoffnung - Wie ich den Kindern Madagaskars eine Zukunft gab"
Zusammen mit diesen "Verlorenen" und "Hoffnungslosen" baute er bisher 17 Dörfer mit über 3.000 Häusern, in denen heute mehr als 40.000 Menschen wohnen. Nicht nur in Antananarivo. Auch in anderen Städten und Regionen Madagaskars. Ca. 60 % dieser Menschen sind Kinder.
Über 70 Schulen, Gymnasien, Lehrwerkstätten, eine Klinik, Kindergärten, Küchen für die Mahlzeiten von täglich mehr als 8.000 Kindern, Gesundheitszentren, Sportplätze, Bibliotheken, Wasserversorgung und -entsorgung entstanden mit eigener Hände Arbeit. Als gelernter Maurer legt er selbst mit Hand an, plant und organisiert das Nötige. Die Materialien dazu werden selbst erarbeitet. Im nahegelegenen Steinbruch werden Steine geklopft. Backsteine werden selbst hergestellt.
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Eine der vielen Siedlungen |
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Auszug aus dem Klappentext seines Buches: "Wo große Entwicklungshilfeorganisationen in ihrer schwerfälligen und teuren Bürokratie zu ersticken drohen, Technokraten seit Jahrzehnten Sandburgen bauen, setzt Pedro auf dynamische Hilfe zur Selbsthilfe und verlangt von allen Dorfbewohnern mit Nachdruck einen unermüdlichen Einsatz für ihre Gemeinschaft.
Die Linderung menschlichen Leidens und die konkrete Umsetzung von Projekten sind ihm wichtiger als religiöser Eifer, politische Ziele oder Selbstprofilierungsprojekte."
Wo Père Pedro in den Dörfern auftaucht, ist er sofort von zahlreichen Kindern umringt. "My Bodyguards" - "Meine Leibwächter" erklärt er - und seine Augen strahlen.
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