Für Madagaskar soll eine neue Ära der Hoffnung beginnen

Botschafter der Insel-Republik war zu Gast im Saarland - Wunsch nach deutschem Know-How für viele Bereiche

Saarbrücker Zeitung 19.11.2002

Völklingen (ko). Madagaskar als zentraler Wirtschaftsstandort der Zukunft für die Region Ostafrika, Indischer Ozean, bis hin nach Australien. Möglichst mit der Hilfe Deutschlands und im Besonderen des Saarlandes. Das ist die optimistische Vision von Denis Andriamandroso, madagassischer Botschafter in Berlin, der nun zum ersten Mal zu Gast im Saarland war. Es sei ein vorrangiges Ziel seiner Arbeit, so der 57-Jährige, "den Inselstaat bekannt zu machen als ein Land, das im Indischen Ozean beste Voraussetzungen für eine Mittelpunktfunktion hat". Seine Heimat habe sowohl, was ihre Kultur, aber auch, was ihre Landessprache Malagassi betrifft, eine eigene Identität und "wolle nicht darauf reduziert werden, ein Afrika-Land zu sein".

Die "SZ" traf den Botschafter und früheren Geschäftsentwickler und Manager in der Marketingabteilung der Bertelsmann AG in Begleitung von Rainer Ruffing vom Konsulat der Republik Madagaskar für das Saarland. Zuvor war Andriamandroso, der sein Amt als Botschafter im vergangenen September in Berlin angetreten hat, unter anderem von Ministerpräsident Peter Müller empfangen worden. "Wir möchten und brauchen deutsches, saarländisches, Know-how. Egal in welchem Bereich. Das geht vom Sachverständigen im Bergbau über die Tourismusbranche bis hin zur Industrie und dem Bankenwesen", erklärte der Diplomat, der mit einer Deutschlehrerin verheiratet ist und vier erwachsene Kinder hat. Während seines Aufenthaltes besuchte er etwa die Firma Flavex Naturextrakte in Rehlingen-Siersburg, die auch Vanille aus Madagaskar weiter verarbeitet. "Flavex bezieht seine Rohstoffe derzeit über Zwischenhändler. Der Botschafter erörterte der Firma die Möglichkeiten des Direkteinkaufs", sagte Ruffing. Mit Margret Wintermantel, Präsidentin der Universität des Saarlandes, sprach Andriamandroso über mögliche Kooperationen zwischen den Hochschulen Madagaskar und Saarbrücken. "Es ist angedacht, dass sowohl Studenten, Doktoranden, als auch Gastdozenten das jeweils andere Land besuchen", so Ruffing.

Madagaskar erholt sich derzeit innen-, außenpolitisch und wirtschaftlich von einer Krise. Im Juli verließ der Verlierer der Präsidentschaftswahlen vom Dezember 2001, Präsident Didier Ratsiraka, fluchtartig das Land, nachdem er es zuvor über ein halbes Jahr lang in eine Verfassungskrise, in eine wirtschaftliche Katastrophe und in einen Bürgerkrieg gestürzt hatte. Der neue Präsident Marc Ravalomanana ist seit Mai im Amt und programmiert das Land psychologisch und politisch auf "schnelle Entwicklung".

Ravalomanana ist Chef des größten Agrarunternehmens in Madagaskar, legt in seiner Politik großen Wert auf wirtschaftliches Vorankommen. Und strebt die Dezentralisierung des Zentralstaates Madagaskar an. "Auch hier wollen wir von der Aufgabenverteilung im deutschen Föderalismus mit Bund und Ländern lernen", betonte der Botschafter, "denn für Madagaskar beginnt eine neue Zeit und eine neue Hoffnung."

Kontakt: Rainer Ruffing, Konsulat der Republik Madagaskar für das Saarland, Tel. (06898) 852111.