Die einen reden viel, die anderen mögens knapp - 20 Jahre Deutsch-Madagassische Gesellschaft

Lippische Landes-Zeitung 04.06.2003

Horn-Bad Meinberg (khk). "Arahaba tratan ny Asaramanitra" so heißt die Begrüßungsformel der Einwohner Madagaskars. Dass sich das besser anhört als es sich liest, konnte man hören, als Professor Dr. Andri Mahefa, Präsident der "Deutsch-Madagassischen Gesellschaft" seine Gäste begrüßte. Im Saal des Bad Meinberger Kurhauses "Zum Stern" gab es einen Festakt aus Anlass des 20-jährigen Bestehens dieses Vereins und des 120-jährigen Bestehens des Deutsch-Madagassischen Freundschaftsvertrags.

"Kaiser Wilhelm der I. und Königin Ranavolona die II. haben den Freundschaftsvertrag am 15. Mai 1893 unterschrieben. Wenn man das erwähnt, dann hat das immer so einen emotionalen Background", lächelt Professor Dr. Andri Mahefa. Die Hintergründe waren damals einfach: Die Deutschen wollten von der "Meistbegünstigungsklausel" profitieren, die ihnen den Handel vereinfachen sollte. Und die Königin erhoffte sich deutschen Schutz vor den Franzosen.

Eine Hoffnung, die sich spätestens 1895 als trügerisch erwies, als Frankreich Madagaskar mit militärischer Gewalt zu seiner Kolonie machte. "Frieden, Freundschaft und gute Beziehungen für immer", haben die beiden Vertragspartner damals vereinbart, aber erst die Gründung der "Deutsch-Madagassischen Gesellschaft" (DMG) 1983 erfüllte das Papier mit mehr Leben.

"Die Universität von Antananarivo hat sich damals an die Universität Bielefeld gewandt, und genau vor 20 Jahren wurde dann ein Kooperationsvertrag geschlossen", erzählt Gründungsmitglied Professor Dr. Lothar Albertin. Der Austausch beschränke sich nicht nur auf den wissenschaftlichen und kulturellen Bereich. Man kümmere sich auch um "faire" Investoren und wolle den sanften Tourismus fördern.

Dr. Denis Andriamandroso: "40 Jahre haben wir eine große Siesta gehalten"

Zwei Dinge, die auch dem madagassischen Botschafter Dr. Denis Andriamandroso am Herzen liegen. "Bad Meinberg ist gut, aber ab und zu brauchen sie mal ein Sonnenbad, und dann kommen sie doch einfach zu uns", warb er für die Insel vor der afrikanischen Küste. Dabei sei der Unterschied Madagaskars zu Afrika ungefähr mit dem Großbritanniens zum Festland vergleichbar. Er siedelte in seiner Rede die Insel in der "Wirtschaftsregion der Zukunft" an. "Jetzt ist Zeit zum Handeln. 40 Jahre haben wir eine große Siesta gehalten, wir sind jetzt entschlossen, Kapital aus unseren Ressourcen zu schlagen", erläuterte der Botschafter die Politik der neuen Regierung.

Dass der Botschafter Madagaskars in Deutschland Deutsch als Sprache beherrsche, sei ein deutliches Zeichen für die Aufbruchstimmung, meint Prof. Dr. Albertin. Die Festgäste waren sich darin einig, dass das hilfreich für ein besseres politisches und wirtschaftliches Klima sei.

Aber es gibt sie die Unterschiede zwischen Madagassen und Deutschen. Seine Exzellenz der Botschafter nannte einen: "Wenn man uns lässt, reden wir Madagassen sehr gern und viel, die Deutschen lieben es dagegen oft kurz und bündig." Dennoch komme man erstaunlich gut miteinander zurecht, bestätigten die Professoren Mahefa und Albertin.

Einen weiteren Unterschied konnten die Gäste während der Veranstaltung erleben. Dass die Madagassen deutlich mehr Rhythmus im Blut haben als viele Deutsche, bewies die Gruppe "Vintsy", die mit ihrer fröhlichen Musik gegen die manchmal "trockenen" Geburtstagsreden einen bunten Kontrapunkt setzte.