Es tut sich was …

FORUM MADAGASKAR 17.02.2003

Dass sich etwas tut in Madagaskar, zeigte sich schon vor dem Abflug in Paris CDG. Dr. Denis Andriamandroso, der rührige madagassische Botschafter in Deutschland, Österreich und den skandinavischen Ländern, checkte auch nach Antananarivo ein. In seinem Schlepptau fünf Fachleute der Bremer Hafengesellschaft. Die erste Vorhut für ein vordringliches Projekt des madagassischen Präsidenten Ravalomanana im Hafen von Toamasina.

Ravalomanana hatte bei seinem Deutschlandbesuch im Hafen von Bremerhaven die Möglichkeiten ausgelotet, wie der einzige containerfähige Überseehafen Madagaskars in Toamasina modernisiert werden kann, um den Ansprüchen des internationalen Seefrachtverkehrs gerecht werden zu können. Kaum eine Woche später setzen sich Spezialisten aus Bremerhaven in Richtung Toamasina in Bewegung!! Erstaunlich mit welcher Vehemenz Ravalomanana die Dinge in Bewegung setzt.

Bei der ersten Fahrt durch Antananarivo und Umgebung, fällt die rege Bautätigkeit auf. In unsrer Nachbarschaft im Stadtteil Ambohimanarina ist eine „Bain douche“, eine Gemeinschaftsdusch- und Waschanlage kurz vor der Vollendung. An der Peripherie Tanas sind riesige planierte und erschlossene Industriegebiete bereit zur Bebauung.

neues Bürohochhaus
Neues Bürohochhaus neben dem Einkaufszentrum Zoom - Foto: © Vince Spaniol

Großzügige Wohnsiedlungen in angenehmer Umgebung in der Stadt - und neben Industriewerken „sozialer Wohnungsbau“ in Form von kleinen Einfamilienhäuschen für die Arbeiter, die diese in einer Art „Mietkauf“ im Lauf der Jahre zu ihrem Eigentum werden lassen können. Die Tankstellen der verschiedensten Ölkonzerne werden modernisiert und vergrößert.

neue "Sozial"-Siedlung

Sozialer Eigenheimbau in der Nähe von Andoranofotsy - Foto: © Vince Spaniol

sozialer Hausbau

Auffallend ist auch der Fortschritt in punkto Sauberkeit in der Innenstadt Tanas. Die Ufer des Lac Anosy sind vom Unrat gereinigt. Die Avenue de l’Indépendance ist ein Schmuckstück geworden. Die flankierenden Gebäude sind frisch in einheitlichem Stil gestrichen und die Anlagen gepflegt. Kurzum: Diese „Flaniermeile“ strahlt jetzt echtes hauptstädtisches Flair aus.

Man kann unterschiedlicher Meinung über die „Verbannung“ fliegender Händler und Straßenverkäufer aus diesem Teil Tanas sein. Kritiker sollten sich einmal das Brandenburger Tor in Berlin umgeben von einem Flohmarkt vorstellen. Auch in Deutschland gibt es entsprechende gesetzliche Regelungen für bestimmte Plätze und Gebäude. Und Gesetze und Verordnungen sind nun einmal einzuhalten.

Avenue de l'Indépendance in Tana
Die Avenue de l'Indépenance in frischem Anstrich - © Vince Spaniol

Die ersten Eindrücke eines "Vazaha" nach 15monatiger Abwesenheit entsprechen sicher nicht allgemein den Empfindungen der ständig in Tana lebenden Menschen. Für einen Außenstehenden sind die Veränderungen jedoch auffallend. Die Probleme einer Hauptstadt können nicht über Nacht gelöst werden. Die Ärmsten leben immer noch auf der Straße, auf den Bahngleisen, neben verschmutzten, stinkenden Abwässerrinnen zusammengepfercht in verfallenden Bretterverschlägen in erbärmlichsten Verhältnissen. Hier ist nicht nur "noch viel zu tun", da ist noch ALLES zu tun. Aber ein Anfang ist gemacht. Das fiel auf.

Es tut sich was ...

Vince Spaniol