Siemens lieferte Atomwaffen-Zünder an Irak

Netzzeitung 07.10.2002

Siemens hat Bauteile an den Irak geliefert, die zum Zünden von Atomwaffen benötigt werden. Die Lieferung reichte für mehrere Atombomben.

Siemens hat atomwaffentaugliche Elektronik an Irak konfrontiert. Der Konzern bestätigte dem SWR-Fernsehmagazin «Report Mainz», zwischen Dezember 1998 und Juni 1999 seien Spezialschalter in den Irak geliefert worden, die als Zünder für Atombomben verwendet werden können. Der Export wurde durch die deutschen Behörden genehmigt.

Der US-Nuklearphysiker Chaim Braun bestätigte «Report Mainz», bei den Schaltern handele es sich um Schlüsselkomponenten für den Bau von Atombomben. Rüstungskontrollexperte Gary Milhollin sagte, Siemens habe «genug Schalter für ein kleines Arsenal» von Nuklearwaffen geliefert.

Laut Siemens waren die Schalter in medizinischen Geräten zum Zertrümmern von Nierensteinen eingebaut. Eine irakische Firma warte die Geräte im Auftrag von Siemens, deshalb sei ein Missbrauch ausgeschlossen. Dem widersprach jedoch Milhollin: «Siemens hat keine Möglichkeit herauszufinden, ob diese Schalter aus den Maschinen herausgenommen wurden, um mit ihnen an Atomwaffen zu arbeiten, und sie danach wieder eingebaut wurden.»

Lieferung genehmigt

Die Lieferung der Schalter wurde vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) genehmigt. Ein Siemens-Sprecher sagte, es habe «überhaupt keine kritischen Nachfragen» der Behörde gegeben. Auch der UN-Sanktionsausschuss für Irak hatte zunächst keine Einwände. Erst 2001 wurde eine weitere Lieferung gestoppt.

Ein Sprecher des Zollkriminalamtes Köln sagte: «Diese Zünder würden in dieser Form, wenn es um Lieferungen in den Irak ginge, nicht genehmigt werden.» Als Bauteile von medizinischen Geräten sei der Export jedoch als unbedenklich eingestuft worden. (nz)