Ein Regenwald entsteht - Erste Anpflanzungen in der Masoala-Halle im Zoo Zürich

Neue Züricher Zeitung 07.11.2002

Der Rohbau der Halle für den Masoala-Regenwald im Zoo Zürich ist abgeschlossen und das im Sommer durch Hagel beschädigte Dach ersetzt worden. Auf den 11 000 Quadratmetern Fläche sind die ersten Bäume gepflanzt worden. Bis zur Eröffnung Mitte 2003 soll sich der Anfang eines Urwaldes entwickeln.

S. K. Die dreissig Meter hohe Ökosystemhalle, die einen Ausschnitt aus dem madagassischen Regenwald der Masoala-Halbinsel zeigen wird, ist auf angenehme gut zwanzig Grad geheizt. Zu den konstant warmen Lufttemperaturen gesellen sich Feuchtigkeitswerte von über achtzig Prozent: Jeweils in den frühen Morgenstunden werden aus einer an den Hallenträgern montierten Sprinkleranlage die Pflanzen beregnet. Der Rohbau der Halle für den Masoala-Regenwald im Zoo Zürich ist abgeschlossen. Zusammen mit dem Donator der Regenwaldhalle und Stiftungsrat des Zoos, dem Bankier Hans Vontobel, hat der stellvertretende Zoodirektor Andreas Hohl in der aus Lavagestein nachgebildeten Gebirgszone an der Stirnseite der Halle einen Stinkbaum (Sterculia foetida) gepflanzt.

Kuppelartig überdachtes Ökosystem

Mit der Regenwaldhalle schafft der Zoo Zürich eine Verbindung zu seinem Naturschutzprojekt auf der Masoala-Halbinsel in Madagaskar. Der dortige einzigartige Regenwald ist durch fortschreitende Brandrodung in seiner Existenz bedroht. Mit dem Aufbau einer Baumschule im Masoala-Nationalpark und der Integration von dort gezogenen Pflanzen in die Regenwaldhalle leistet der Zoo für die örtliche Bevölkerung Aufklärungsarbeit. Die Zürcher Ökosystemhalle hat ein Volumen von 200 000 m[3] und besteht aus vier Teilen, einem Hauptteil mit dem Regenwald, einem Annexteil, der ein Restaurant, einen Shop und ein Informationszentrum über Madagaskar aufnimmt, einem versteckten Technikteil und dem tunnelartigen Besuchereingang. Dreischichtige Luftkammern, ergänzt mit einem zusätzlichen Hagelschutz, überdecken den kuppelartigen Hallenraum. Die 11 000 m[2] Fläche sind strukturiert mit Seen, Bächen, einem Wasserfall, mit Kunstfelsen und verschiedenen Erlebnispfaden, auf welchen die Besucher den Dschungel entdecken können. Da es in der Halle kein Kunstlicht gibt, dürften die vielen nachtaktiven Tiere besonders intensiv in der Dämmerung und bei Dunkelheit zu erleben sein.

Die Reise der Pflanzen nach Zürich

Seit sieben Jahren sucht Günther Vogt, der für die Gestaltung verantwortliche Landschaftsarchitekt, in Baumschulen in Madagaskar, Florida, Malaysia und Thailand Grosspflanzen für die Halle aus. Sie werden die oberste Baumschicht von sieben bis dreissig Metern Höhe bilden. Nach einer längeren Akklimatisationsphase in holländischen und belgischen Gärtnereien werden die Bäume von November bis Juni in Zürich eingepflanzt. Unter diesen Grosspflanzen wachsen die in Madagaskar gezogenen Kleinbäume von zwei bis sechs Metern Höhe. Die für die Halle vorgesehenen Tiere - Halbaffen, Vögel, Reptilien, Amphibien, Fische und andere Kleintiere - leben zum Teil schon im Zürcher Zoo oder stammen aus Zuchten anderer Zoos.

Über eine Webcam (www.zoo.ch) kann die Entstehung des Masoala-Regenwaldes live im Internet verfolgt werden. Gruppenführungen können über Tel. 01 254 25 33 gebucht werden.